Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

4. Kapitel
Es wird spazierengegangen; man begegnet der alten Babett; Anna wird Prophetin und Rudi Schwanenritter

<p>Am nächsten schulfreien Nachmittag waren wieder alle Kinder im Wulffschen Garten versammelt&semi; sie waren zum Spaziergang gerüstet und warteten auf Tante Toni&period; Diese trat eben aus der Haustüre&comma; die kleine Toni an der Hand führend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was&comma; soll die auch mit&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Otto ärgerlich&period; „Warum denn nicht auch der Leo und das Minnichen und die zwei Jüngsten von Tante Luise&quest; Ich könnte mich ja vor den Kinderwagen spannen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Toni sah mit ängstlich flehenden Augen zur Tante empor&period; Diese sah etwas ärgerlich aus&comma; als sie antwortete&colon; „Ich habe Toni versprochen&comma; sie mitzunehmen&comma; und sie geht mit&period; Übrigens&comma; mein lieber Otto&comma; ich werde auch in Zukunft zu unsern Spaziergängen einladen&comma; wen ich will&comma; ohne dich erst um Erlaubnis zu fragen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und sich dann an alle Kinder wendend fragte sie&colon; „Wie steht es denn mit den Aufgaben&quest; Seid ihr alle fertig&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&comma; wir sind fertig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen mehrere Stimmen&semi; nur die größeren Knaben und Mariechen hatten noch einiges zu lernen&semi; aber Tante Toni meinte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; da wir um 6 Uhr zurück sein werden&comma; habt ihr diesen Abend noch Zeit zum Studieren&period; Aber Kurt und Philipp&comma; was schleppt ihr denn da in den schweren Rucksäcken&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; Tante&comma; unser Vieruhrbrot&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; da scheint mir aber Vorrat für ein ganzes Bataillon zu sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Tante&comma; wart's mal ab&excl; Du wirst sehen&comma; daß wir nichts davon heimbringen werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dem Philipp kannst du ein bißchen auf die Finger sehen&comma; Tante&semi; der hat immer schon eine halbe Stunde nach dem Mittagessen wieder Hunger&comma; und er könnte &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; sei ruhig&comma; Rudi&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; lachte Mariechen&comma; „ich habe den Rucksack gut und fest zugebunden&semi; er kriegt ihn so leicht nicht auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Also&comma; nun vorwärts&comma; Kinder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; mahnte Tante Toni&period; Als sie aber bemerkte&comma; daß Paul auf die andere Seite der Straße hinüberging&comma; fragte sie verwundert&colon; „Warum gehst du so abseits&comma; Paul&quest; Warum bleibst du nicht bei uns&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&comma; die Leute schauen uns so an und lachen&comma; weil wir so viele sind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; das tut doch nichts&excl; Die Leute sind von früher daran gewöhnt&period; Sieh&comma; der alte Uhrmacher Müller&comma; wie er dort vor seiner Türe steht und mit dem ganzen Gesicht lacht&excl; Wie oft hat er vor Jahren euern Großvater mit seinen zehn Kindern hier vorbeikommen sehen&excl; Ja&comma; es war immer die größte Freude meines lieben Vaters&comma; wenn keines seiner Kinder beim Spaziergang fehlte&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tante Toni&comma; ich möchte&comma; der Großpapa und du&comma; ihr zöget wieder hierher&semi; das wäre doch schön&excl; Möchtest du es nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich möchte es wohl ganz gern&semi; denn hier bin ich geboren&comma; hier habe ich meine Kindheit und meine erste Jugend verbracht&period; Anderseits täte es mir aber auch wieder leid&comma; von Walden wegzugehen&semi; dort ist eure liebe Großmama gestorben&semi; dort wohnen drei meiner Geschwister&semi; dort haben wir ein zweites&comma; liebes Heim gefunden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gibt es in Walden auch so schöne Spaziergänge wie hier&comma; Tante&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es gibt dort wohl auch schöne Spaziergänge&comma; aber doch nicht so mannigfaltig wie hier&semi; auch muß man erst ein gut Stück über staubige Landstraßen gehen&comma; ehe man an schöne Punkte oder schattige Wege kommt&period; Hier dagegen stößt dies herrliche kleine Tal gleich an die Stadt&comma; es führt nicht nur zum Fasanenwald&comma; sondern noch zu verschiedenen andern&comma; wirklich schönen Aussichtspunkten&period; Bleibt doch einmal stehen&comma; Kinder&comma; und schaut euch von hier aus die Klosterruine dort drüben über dem See an&period; Die Bäume da bilden den Rahmen&comma; im Vordergrund seht ihr die saftig grüne Wiese&comma; dahinter die Ruine auf ihrer kleinen Insel&comma; zwischen Baumgruppen hervorlugend – könnt ihr euch ein schöneres Bild denken&quest; Aber ihr seid so an diesen Anblick gewöhnt&comma; daß ihr achtlos daran vorbeigeht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch nicht&comma; Tante Toni&comma; ich habe die Ruine sehr gern&comma; und ich habe sie schon oft von hier aus betrachtet und auch in der Nähe&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Natürlich&comma; Tante&comma; das müßtest du dir doch denken können&excl; Es ist ja eine Klosterruine – wie könnte Mieze gleichgültig an einer Klosterruine vorbeigehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Anna&comma; mußt du schon wieder anfangen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Anna ließ sich nicht irremachen&comma; sondern sie fuhr eifrig fort&colon; „Sie hat schon mal geträumt&comma; das Kloster sei wiederhergestellt worden und sie selbst walte darin als Äbtissin&period; Da man aber keinen Spiegel mit ins Kloster nehmen darf&comma; hat sie sich eine Zelle ausgesucht&comma; von der aus sie sich im See spiegeln kann&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Änne&comma; da müßte der See aber erst gründlich gereinigt werden&semi; denn aus diesem schlammigen Wasser &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kann ihr höchstens das Bild des Wassermannes entgegengrinsen&comma; das meinst du doch&comma; Tante Toni&comma; nicht wahr&quest; Ja&comma; und dann reckt er die hageren langen Arme aus dem Wasser hervor – er greift nach der schönen Nonne in den wallenden weißen Gewändern – er faßt sie beim Schleier und zieht sie hinunter in die Tiefe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gräßlich&comma; Änne&excl; Wo hast du das wieder her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Mariechen schüttelte sich schaudernd&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Nonne mit den wallenden weißen Gewändern&comma; die stammt wohl aus irgendeinem Gedicht&period; Aber was ist denn das für ein Orden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; verteidigte sich Anna&comma; „das ist ein Orden&comma; den Mariechen einmal gründen wird&period; Sie liebt doch die weißen Kleider viel zu sehr&comma; um sich mal in eine schwarze oder braune Kutte zu stecken&period; Und in ihrem Orden braucht man sich auch nicht die Haare schneiden zu lassen – es wäre doch schade um ihre schönen blonden Locken&excl; Und ihre Nagelfeile und die Bürstchen nimmt sie auch mit&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen war ganz rot und verlegen geworden&comma; aber sie mußte doch lachen&period; Auch Tante Toni lachte&comma; und Mariechen um die Schulter fassend rief sie scherzend&colon; „Nun weiß ich doch&comma; daß Miezchen auch einen kleinen Fehler hat und ein bißchen eitel ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Eitel ist sie eigentlich nicht&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; nahm Philipp seine Schwester in Schutz&period; „Denn wirklich eitle Mädchen&comma; die putzen sich doch hauptsächlich&comma; um sich dann auch von den Leuten begaffen zu lassen&comma; und sie freuen sich&comma; wenn man sie schöner findet als die andern&period; Unserer Mieze dagegen ist es schon genug&comma; wenn sie nur nett und ordentlich aussieht&comma; und sie hat es gar nicht gern&comma; wenn man sie so viel anschaut&semi; und wenn ihre Bekannten schönere Kleider haben als sie&comma; da macht sie sich nichts daraus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; ich auch nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Anna mit geringschätziger Miene&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Änne&comma; dir sieht man's auf den ersten Blick an&comma; daß du nicht eitel bist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schlampig ist sie einfach&comma; die Änne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; entrüstete sich Kurt&period; „Du könntest wenigstens deinen Schuhriemen ordentlich binden und deinen Strumpf heraufziehen – man schämt sich ja wirklich&comma; mit dir zu gehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Puh&comma; Kurt&comma; tu' nur nicht so&excl; Bis wir heute abend nach Hause kommen&comma; wirst du wohl auch ein Loch in der Hose oder im Strumpf haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das kann schon sein&comma; das ist aber doch etwas ganz anderes&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kommt&comma; Kinder&comma; fangt keinen Streit an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; suchte Tante Toni zu beschwichtigen&period; „Ich meine&comma; wir wollen durch den Park und über die kleine Brücke gehen&semi; oder geht ihr lieber neben dem Parke her über die große Brücke&quest; – Aber wo ist denn der Rudi&quest; Den seh' ich ja gar nicht mehr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der ist sicher wieder irgendeinem Getier nachgelaufen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meinte Mariechen&period; „Es ist unglaublich&comma; was der alles aufstöbert und heimbringt – neulich kam er mit vier kleinen Fröschen heran&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sogar ein Heimchen hat er einmal gefangen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Rudi&excl; – Rudi&excl; – Wo steckst du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Keine Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir wollen mal alle zu gleicher Zeit rufen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; schlug Paul vor&comma; „da wird er uns wohl hören&period; Also aufgepaßt – auf drei wird geschrien&period; Eins&comma; zwei&comma; drei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und „Rudi&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schallte es vielstimmig&comma; so daß Tante Toni sich erschrocken die Ohren zuhielt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Horcht&comma; ich meine&comma; ich hätte ihn antworten hören&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Richtig&comma; da kommt er ja gelaufen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und schmutzig ist er&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Rudi&comma; wie siehst du aus&excl; Was hast du denn angefangen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Tante Toni sah den kleinen Burschen&comma; der mit zerzausten Locken&comma; verkratztem Gesicht und übel zugerichteter Kleidung herankam&comma; vorwurfsvoll an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&comma; ich habe so ein schönes Eichhörnchen gesehen&comma; da wollte ich mir's gerne genauer anschauen&semi; deshalb schlich ich ihm leise nach&comma; und als ich ihm auf einen Baum nachkletterte – ja&comma; da bin ich halt ein bißchen heruntergepurzelt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ein bißchen viel sogar&comma; wie mir scheint&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hab' mir aber nicht viel weh getan&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; versicherte er treuherzig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber deinem Strumpf hast du recht weh getan und deinem Anzug&period; Da wird sich die liebe Mutter freuen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rudi senkte beschämt den Lockenkopf&colon; „Ach&comma; es war aber doch ein so schönes Eichhörnchen mit einem so langen&comma; dicken Schwanz&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du wirst von nun an schön in unserer Nähe bleiben&comma; mein lieber Bub&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und sich an alle Kinder wendend fuhr Tante Toni fort&colon; „Ich möchte euch überhaupt alle bitten&comma; daß ihr immer schön beisammenbleibt&comma; daß sich keines absondert&period; Auch hernach&comma; wenn ihr oben beim Tempelchen spielen dürft&comma; da müßt ihr doch alle in Rufweite bleiben&comma; so daß ihr mich immer hören könnt&comma; wenn ich euch zurückrufe&period; Wollt ihr mir das versprechen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&comma; Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; versicherten die Kinder&comma; und der Zug setzte sich wieder in Bewegung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem die kleine Eisenbahnbrücke überschritten war&comma; führte Tante Toni ihre Bande den Waldsaum entlang&comma; und sie betrachtete sinnend die liebliche Gegend&comma; die sich zu ihrer Linken ausbreitete&period; Als der Wald und mit ihm der Weg eine kleine Biegung nach rechts machte&comma; blieb sie stehen und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Seht&comma; Kinder&comma; wenn wir früher mit unserem Vater hier spazierengingen&comma; dann blieb er stets an dieser Stelle stehen&comma; um die schöne Aussicht zu genießen&period; Er kannte jeden Berg da drüben&comma; jeden Wald&comma; jedes Dorf&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Unser Papa auch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen Otto und Lilly gleichzeitig aus&comma; und Otto fuhr fort&colon; „Und der Papa hat uns auch schon von den Ausflügen erzählt&comma; die ihr früher mit dem Großpapa gemacht habt&comma; und er hat uns versprochen&comma; er würde mit uns große Spaziergänge durch den Spessart machen&comma; wenn wir einmal größer sind&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tante Toni&comma; warst du auch schon auf all diesen Bergen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte nun klein Tonichen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Auf vielen&comma; aber doch lange nicht auf allen&period; Wir waren zuviele&comma; und da die größeren Ausflüge teilweise zu Wagen gemacht wurden&comma; konnte Großpapa uns nicht alle auf einmal mitnehmen&comma; und wenn eine besonders große Tour gemacht werden sollte&comma; dann gingen die Knaben mit und die Mädchen mußten zu Hause bleiben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Natürlich&comma; immer die Mädchen&comma; als ob die nicht gerade so gut laufen könnten wie die Buben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schmollte Anna&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Anna&comma; du kannst auch gut laufen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; und Tonichen stieß einen kleinen Seufzer aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Anna hätte eigentlich ein Bub sein sollen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; behauptete Philipp&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; und du ein Mädchen&comma; gelt&comma; Philippinchen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; neckte Kurt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Philipp errötete und rief heftig abwehrend aus&colon; „Gott behüte&excl; Nicht um die Welt möcht' ich ein Mädchen sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Siehst du nun&comma; Philipp&excl; Und du behauptest doch so oft&comma; wir Mädchen hätten es besser als die Buben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das habt ihr auch&semi; wenigstens bequemer&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; Philipp&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; mischte sich Tante Toni ein&comma; „findest du zum Beispiel&comma; daß deine Mutter es so bequem hat&quest; Sie ist des Morgens die erste auf und des Abends die letzte&comma; die sich zur Ruhe begibt&comma; und unter Tags habe ich dich schon öfter auf dem Sofa gesehen als deine Mama&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; die Mama&comma; das ist auch etwas ganz anderes&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; und Tante Maria Wulff&quest; – Und noch recht viele könnte ich dir nennen&comma; welche &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Tante&comma; das sind auch keine Mädchen mehr&semi; ich spreche ja nur von den Mädchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun gut&comma; so sprechen wir von den Mädchen&period; Nehmen wir zum Beispiel hier unser Mariechen&period; Inwiefern hat sie es denn besser als du&quest; Sie braucht allerdings kein Latein&comma; kein Griechisch und keine Mathematik zu lernen&comma; trotzdem hat sie reichlich viel Schularbeiten&semi; sie hat ferner ihre Musikstunden&comma; muß täglich Klavier üben&semi; in ihrer freien Zeit muß sie auch oft auf die kleinen Geschwister achtgeben&comma; und ich habe mir sagen lassen&comma; daß sie einem ihrer Brüder schon manchen Knopf angenäht hat&comma; daß sie sogar im lateinischen Wörterbuch schon ziemlich Bescheid weiß&comma; weil sie eben dem betreffenden Herrn Bruder häufig beim Nachschlagen der Wörter hilft&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Philipp sah beschämt und verlegen drein&semi; aber bald hob er den Kopf und bekannte offen und ehrlich&colon; „Ja&comma; Tante&comma; du hast recht&period; Aber unsere Mieze ist auch wirklich eine gute Schwester&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und auch eine gute Cousine&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Anna&comma; und die andern stimmten bei&comma; nur Lilly klagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie ist nur zu streng&comma; und sie will immer recht haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die andern schauten Lilly mißbilligend an&comma; und Kurt erklärte in sehr bestimmtem Tone&colon; „Sie hat auch immer recht&semi; dir gegenüber mal ganz gewiß&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly wurde ganz rot vor Ärger&comma; und schon wollte sie eine recht unartige Antwort geben&comma; da legte sich Ottos Hand auf ihren Mund&colon; „Schnell&comma; Lilly&comma; weg&comma; da kommt die alte Babett&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte er&comma; sie mit sich fortziehend&semi; aber es war schon zu spät&comma; denn eben war ein ganz altes&comma; verhutzeltes Weiblein aus dem Walde gehumpelt und blieb gerade vor Otto und Lilly stehen&period; Es schaute die beiden Kinder aufmerksam an und nickte dabei mit dem wackeligen Kopf&semi; endlich sagte es mit etwas krächzender Stimme&colon; „Ja&comma; ja&comma; ich weiß schon&comma; ihr seid die Kinder vom Herrn Robert&comma; und die annern da&comma; die sind vom Fräule Luische und vom Marieche&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich&comma; Babett&comma; wer bin denn ich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Tante Toni lächelnd&period; „Kennen Sie mich noch&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Alte richtete ihre kleinen&comma; rot unterlaufenen&comma; aber noch scharfen Äuglein auf Tante Toni&comma; da hellte sich auf einmal ihr Gesicht auf und sie rief freudig erstaunt&colon; „Ach&comma; du lieber Gott&comma; des is ja des Toniche&comma; des gute Fräule Toniche von's Mehrings drauße aus dem große Garte&excl; Ach&comma; was hab ich Ihne aber schon so lang nit mehr gesehn&comma; und was sind Se für e groß&comma; schön Mädche geworde&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sogar ein ziemlich altes Mädchen bin ich inzwischen geworden&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; lachte Tante Toni&period; „Nun&comma; wie geht's denn&comma; Babett&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Toniche – ich will sage Fräule Toniche –&comma; es geht halt so&comma; wie unser Herrgott will&period; Recht alt bin ich halt schon&comma; und ma werd e bißche däppelich&comma; wenn mer so über achzig Jahr auf seim Buckel mitschleppe muß&period; Aber e Hex bin ich nit&comma; – nein&comma; Kinnercher&comma; e böse Hex bin ich nit&comma; und ich möcht niemand etwas zuleid tun&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dabei schaute sie wieder auf Otto und Lilly hin&comma; und dann fuhr sie halblaut&comma; wie zu sich selbst sprechend&comma; fort&colon; „Es war aber noch eins dabei&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; und sie schaute von einem Kind zum andern&comma; bis ihr Blick auf Anna haften blieb&comma; die sich halb hinter Tante Toni versteckt hatte&period; Tante Toni und die Helmers-Kinder sahen verwundert drein und konnten sich nicht denken&comma; was die Alte eigentlich wollte&period; Die aber fuhr&comma; zu den Kindern gewendet&comma; fort&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Kinnercher&comma; ich hab' eure Eltern ja gekannt&comma; wie se noch ganz klein warn&period; Und der Robert&comma; was war des für e wilder&comma; aber e guter Bub&excl; Einmal&comma; da is er in seiner Wildheit so grad an mich angerannt&comma; wie ich mit eme Bündel Reisig daherkomme bin&comma; so daß ich mitsamt meim Reisig in de Chausseegrabe neingeborzelt bin&period; Erst hat er halt lache müsse über mein unfreiwillige Borzelbaum&comma; dann hat aber doch gleich sei gut Herz die Oberhand kriegt&comma; und er hat mer wieder naufgeholfe&comma; und er hat mer auch all mei Reisig wieder schön zusammelese helfe&comma; und zuletzt&comma; weil er halt gar nix anners bei sich gehabt hat&comma; wollt er mer sogar noch sei Klicker schenke&excl; Hähähä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; – Die Alte schüttelte sich vor Lachen&period; „Ja&comma; denkt euch&comma; sei Klicker wollt er mer schenke&comma; und weil ich die doch nit habe wollt&comma; da hat er nachher seiner Mutter kei Ruh gelasse&comma; bis se mer en Rock und e warm Halstuch geschenkt hat&period; Ja&comma; Kinnercher&comma; so e gut Herz hat er gehabt&comma; der Robert – ja&comma; Gott hab' ihn selig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber der Robert lebt ja noch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach ja – richtig&excl; Es is ja sei schön jung Frauche die&comma; wo gestorbe is&excl; Ja&comma; ja&comma; däppelich&comma; e bißche däppelich werd mer halt&comma; wenn mer so alt is&period; Aber bös bin ich nit&comma; und wenn mer mich e alte Hex schimpft&comma; dann tut mer des halt doch gar zu leid&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da trat Anna mit sehr rotem Kopf&comma; aber rasch und entschlossen hinter Tante Toni hervor&comma; und der alten Babett die Hand bietend sagte sie&colon; „Verzeih&comma; Babett&comma; es war recht garstig von mir neulich&comma; und ich verspreche dir's&comma; ich werd's nie mehr tun&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach Gott&comma; du bist halt e Liebes und e Braves&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Babett gerührt aus&period; „Ich hab' mir ja schon gleich gedacht&comma; daß ihr's nit so bös gemeint habt&semi; aber es tut einem halt doch weh&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie schaute nun auf Otto und Lilly&comma; die hatten aber die Gesichter abgewendet und blieben stumm&period; Die alte Babett nickte noch ein paarmal mit dem wackeligen Kopf&comma; endlich sagte sie zu den beiden&colon; „Ich will recht für euer tot Mutterche bete&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann sich zu den andern wendend&colon; „Na also&comma; nix für ungut&comma; Kinnercher&comma; und grüß Ihne Gott&comma; Fräule Toniche&period; Ich bin aber doch so froh&comma; daß ich Ihne noch emol gesehn hab'&period; Grüß Gott&comma; du allerbrävstes du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die letzten Worte waren an Anna gerichtet&comma; und nun humpelte die Alte&comma; auf ihren Stock gestützt&comma; ihres Weges weiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hätte wirklich nicht gedacht&comma; daß die alte Babett noch lebt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni aus&comma; während sie im Weitergehen sich nochmals nach dem alten Weiblein umdrehte&period; „Aber wo mag sie nur herkommen&comma; so weit von der Stadt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie kommt gewiß wieder vom Wunderkreuz&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meinte Mariechen&semi; „da pilgert sie hin&comma; so oft es ihre alten Beine erlauben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So ganz allein&excl; Und wenn sie nun einmal nicht mehr heim könnte&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wenn sie zu lang ausbleibt&comma; dann kommt ihr der Christian entgegen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie&comma; der Christian&comma; unser früherer Gärtner&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Tante Toni&comma; der wohnt ja bei seiner verheirateten Tochter&comma; und die alte Babett hat ein Zimmerchen im selben Hause&period; Wenn nun die Babett zum Wunderkreuz wallfahrtet&comma; wie sie es nennt&comma; dann geht ihr später Christian entgegen&comma; und er führt sie nach Haus&comma; und du kannst dir gar nicht denken&comma; wie drollig das ist&comma; wenn die beiden zusammen heimhumpeln&semi; denn der Christian kann nicht viel besser gehen als die Babett&comma; wegen seinem Schematismus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schematismus&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&comma; so nennt er sein Gliederreißen&semi; er meint halt Rheumatismus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber das Allerkomischste ist doch&comma; wenn sie sich unterwegs recht zanken&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; mischte sich Kurt ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie&comma; sie zanken sich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; und da der Christian ein bißchen taub ist&comma; schreit die Babett ihm ins Ohr&comma; und der Christian spricht auch sehr laut&comma; so daß man sie schon von weitem hört&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber weshalb streiten sie denn&quest; Ich meine doch&comma; wenn der Christian ihr entgegengeht&comma; um sie nach Hause zu führen&comma; so ist das ein Zeichen&comma; daß sie gut zusammen stehen – sie sind ja nicht einmal verwandt miteinander&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie zanken sich ja eigentlich auch nicht im Ernst – aber die Babett will zum Beispiel immer den inneren Weg gehen&comma; sie behauptet&comma; hier draußen sei es zu windig&semi; der Christian dagegen will draußen gehen&comma; denn ihm ist es im Wald zu dumpf&period; Neulich sind wir mal mit Papa hinter ihnen hergegangen&comma; da haben sie sich wieder um den Weg gezankt&comma; bis dann endlich der Christian nachgegeben hat&comma; und sie sind in den Wald eingebogen – er hat aber doch gebrummt&colon; ‚Ich bin nur froh&comma; daß du nicht meine Frau bist&comma; Babett&excl;&OpenCurlyQuote; Da ist die Babett aber bös geworden und hat geschrien&colon; ‚Was denkst du denn von mir&comma; du&quest; Wenn ich deine Frau wär'&comma; dann wären wir natürlich draußen gegangen&period;&OpenCurlyQuote; Da ist aber der Christian ganz verblüfft stehengeblieben und hat gefragt&colon; ‚Du&comma; Babett&comma; was haste gesagt&quest; Meinen Weg wärst du mit mir gegangen&comma; wenn du meine Frau wärst&quest;&OpenCurlyQuote; Und die Babett hat ganz stolz geantwortet&colon; ‚Natürlich&semi; meinst du denn&comma; ich wüßt' nicht&comma; wie es sich zwischen Mann und Frau gehört&quest; Ich kenn' doch meinen Katechismus&excl;&OpenCurlyQuote; Der Christian hat sich hinter den Ohren gekratzt und hat sehr nachdenklich ausgesehen&semi; endlich hat er ihr ins Ohr gerufen&colon; ‚Ja&comma; Babett&comma; du hast schon recht&semi; eigentlich gehört es sich auch so zwischen Mann und Frau – aber in Wirklichkeit ist es nicht immer so&period;&OpenCurlyQuote; Und dann schrie die Babett ihm wieder ins Ohr&colon; ‚Schrei doch nicht so&comma; Christian&semi; ich bin doch nicht taub&comma; sondern nur du&excl;&OpenCurlyQuote; Da wollte der Christian widersprechen&comma; aber die Babett ließ ihn gar nicht zu Wort kommen&comma; sondern sie schrie weiter&colon; ‚Bei dir war's freilich nicht so&semi; grad umgekehrt war's bei dir&colon; du hast erst deiner Frau gehorcht&comma; und jetzt folgst du deiner Tochter&period;&OpenCurlyQuote; Jetzt hat aber der Christian angefangen zu lachen&comma; und er hat ausgerufen&colon; ‚Und noch jemand&comma; ja&comma; da ist noch jemand&comma; dem ich gehorchen muß&period;&OpenCurlyQuote; Die Babett hat angefangen zu raten&colon; ‚Deiner Tochter ihrem Mann&quest;&OpenCurlyQuote; Da hat der Christian noch ärger gelacht&colon; ‚Nein&comma; der gehorcht selber seiner Frau&period;&OpenCurlyQuote; Die Babett hat ganz verwundert gefragt&colon; ‚Ja&comma; wem denn sonst noch&quest;&OpenCurlyQuote; Da ist der Christian wieder stehengeblieben und hat gerufen&colon; ‚Ei&comma; dir&comma; Babett&comma; dir muß ich doch auch gehorchen&excl;&OpenCurlyQuote; Da haben sie dann beide gelacht und sind ganz vergnügt zusammen weitergehinkt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni und alle Kinder lachten auch herzlich über Kurts Erzählung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem man nun noch eine halbe Stunde tüchtig marschiert war&comma; kam man endlich oben am Tempelchen an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber da ist ja gar kein Tempelchen mehr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni ganz enttäuscht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; das fing an zu zerbröckeln&comma; da hat man es einfach abgebrochen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Aussicht ist ja auch zugewachsen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; aber komm&comma; ich führe dich hier ganz in der Nähe auf einen Felsblock&comma; von dem aus hat man einen wirklich schönen Blick&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Paul führte Tante Toni an die bezeichnete Stelle&period; Als sie zu den andern zurückkamen&comma; sagte Philipp&colon; „Ich meine&comma; wir könnten uns jetzt dort ins Gras lagern und etwas essen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was nicht gar&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni lachend&period; „Zum Essen ist es doch noch zu früh&period; Ich schlage vor&comma; es wird erst eine Stunde gespielt&comma; dann gefüttert und hernach weitergespielt&comma; bis es Zeit ist heimzugehen&period; Ist es euch so recht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle erklärten sich einverstanden&comma; und es wurde beschlossen&comma; zuerst „Räuber und Gendarm&OpenCurlyDoubleQuote; zu spielen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber die kleine Toni kann nicht mitspielen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Otto&comma; „sie kann nicht gut laufen&comma; und sie würde uns das ganze Spiel verderben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Toni schaute mit einem flehenden Blicke zu ihrer Patin auf&comma; und schon rannen ein paar Tränen über ihre Bäckchen&comma; da faßte Lilly sie an der Hand und sagte&colon; „Doch&comma; Otto&comma; laß sie nur mitspielen&semi; sie ist das gestohlene Kind&comma; welches die Räuber versteckt haben und welches die Gendarmen suchen müssen&period; Komm&comma; Toni&comma; ich verstecke dich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und sie sprang mit der schnell getrösteten Toni fort&period; Die andern folgten ihr&comma; nur Mariechen blieb bei der Tante zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie&comma; Mariechen&comma; spielst du nicht mit&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach nein&comma; Tante&comma; das Spiel ist mir ein bißchen zu wild&comma; und man verdirbt sich die Kleider dabei&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni lächelte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Allerdings&comma; Mariechen&comma; es wäre schade um dein hübsches Kleid&semi; du hast dich für die Gelegenheit ein bißchen zu fein gemacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen errötete und nestelte verlegen an ihrem Arbeitstäschchen herum&period; Auch Tante Toni hatte eine Handarbeit mitgebracht&comma; und die beiden ließen sich eben auf einer aus rohen Baumstämmen gezimmerten Bank nieder&comma; als Philipp noch einmal zurückkam&comma; um ihnen anzuempfehlen&colon; „Gebt gut auf die Rucksäcke acht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni und Mariechen versprachen es beide lachend&period; Nach einiger Zeit sagte letztere etwas ängstlich&colon; „Wenn es nur ohne Streit abgeht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni meinte&colon; „Wenn so viele Kinder von verschiedenem Alter und von so verschiedenen Charakteren beieinander sind&comma; gibt es gar leicht kleine Zänkereien&semi; man darf diese nicht zu schwer nehmen&comma; und man muß vor allem sorgen&comma; daß sie nicht ausarten&period; Übrigens habe ich mich eben recht über Lilly gefreut&comma; weil sie sich so nett der kleinen Toni angenommen hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mit Tonichen ist Lilly überhaupt fast immer lieb und nett&comma; und wenn sie es zuweilen durch Neckereien zum Zorn gebracht hat&comma; dann tut es ihr hernach immer sehr leid&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das freut mich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni aus&period; „Ja&comma; das freut mich sehr&period; Ich kann dir nicht sagen&comma; wie weh es mir tut&comma; daß ich bisher noch gar keinen liebenswürdigen Zug in Lillys Charakter finden konnte&period; Du hast mir neulich auch gesagt&comma; daß Otto und Lilly sehr an ihrem Vater hängen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Tante&semi; ich habe bei Lilly schon manchmal etwas erreicht mit der Vorstellung&colon; es würde deinen Vater freuen&comma; oder&colon; es würde ihm leid tun&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Glaubst du zum Beispiel&comma; daß Lilly imstande wäre&comma; ihrem Vater zuliebe ein wirkliches Opfer zu bringen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen dachte ein wenig nach&comma; dann sagte sie bestimmt&colon; „Ich glaube&comma; ja&comma; Tante&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das ist gut&comma; das ist viel wert&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief die Tante aus und sah sinnend vor sich hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach einiger Zeit kam klein Toni allein zurück&period; „Willst du nicht mehr mitspielen&comma; mein Kleines&quest; Bist du schon müde&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Tante Toni&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kleine nickte und erzählte&colon; „Die Gendarmen haben unser Versteck gefunden&comma; und da mußten wir schnell fortlaufen&semi; weil ich aber nicht so fest laufen kann&comma; da hätten sie die Lilly beinah gefangen&comma; und da hat sie mich schnell losgelassen und gesagt&comma; ich sollte mich jetzt ein bißchen zu dir setzen&comma; Tante&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Tante zog Tonichen zu sich auf die Bank&comma; hüllte das Kind in ihr warmes&comma; weiches Umschlagtuch und sagte liebevoll&colon; „So&comma; damit du dich nicht erkältest&comma; denn du bist erhitzt vom Laufen&semi; nun ruhe dich aus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kleine lächelte&comma; und ihr Köpfchen an die Schulter der Tante lehnend bat sie&colon; „Bitte&comma; bitte&comma; liebe Tante&comma; erzähle mir doch noch einmal die Geschichte von dem guten Kinde&comma; welches allein mit dem armen Jesusknaben gespielt hat&comma; weil die andern Kinder nicht wollten&comma; und wie dann die Engelchen vom Himmel gekommen sind und ihnen Sternblümchen und Sternbällchen zum Spielen gebracht haben&period; O bitte&comma; Tante&comma; erzähle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und die gute Tante erzählte&comma; und weil sie gar so schön erzählen konnte&comma; hörte nicht nur das kleine Tonichen aufmerksam zu&comma; sondern auch das große Mariechen – bis auf einmal alle andern Kinder mit großem Lärm zurückkehrten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Gendarmen haben gewonnen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Rudi mit strahlenden Augen&period; „Alle Räuber haben wir gefangen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich habe mich zuletzt fangen lassen&comma; weil es mir langweilig wurde&comma; sonst hättet ihr mich nicht gekriegt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Behauptung Ottos wurde von allen andern mit schallendem Gelächter beantwortet&comma; worüber dieser sich natürlich sehr ärgerte&period; Er stampfte mit dem Fuß und schrie&colon; „Was habt ihr zu lachen&quest; Es ist doch so&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Lilly bekräftigte&colon; „So ist es auch&comma; er hat sich fangen lassen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Streit hätte wahrscheinlich noch länger gedauert&comma; wenn Anna nicht eben mit theatralischer Miene ausgerufen hätte&colon; „Aber Kinder&comma; wie könnt ihr diesen edelmütigen Otto so verkennen&excl; Begreift ihr denn nicht&comma; daß er sich geopfert hat und sich fangen ließ&comma; bloß damit wir endlich mal etwas zu essen bekommen&quest; Es lebe Otto der Unüberwindliche&comma; der Großmütige&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er lebe hoch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien alle&comma; auf Annas Scherz eingehend&semi; nur Otto selbst machte wieder ein wütendes Gesicht&comma; und er schien große Lust zu haben&comma; den Streit wieder anzufangen&period; Aber nun rief Tante Toni&colon; „Ich hoffe&comma; Otto&comma; daß du einen Scherz verstehen kannst und dich nun zufriedengibst&period; Und nun&comma; Kinder&comma; lagert euch und ruht aus&period; Mariechen und ich&comma; wir teilen den Proviant aus&period; Ihr seid sicher hungrig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und wie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; scholl es fast einstimmig zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In unglaublich kurzer Zeit war der ganze Vorrat aufgezehrt&comma; und Philipp&comma; der eben das letzte Butterbrot empfangen hatte&comma; rief aus&colon; „Siehst du&comma; Tante Toni&comma; daß wir nicht zuviel mitgenommen hatten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; wirklich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; lachte diese&period; „Ihr habt euch aber auch tüchtig Bewegung gemacht&comma; und hier draußen schmeckt es noch ganz besonders gut&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; nun können wir weiterspielen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erklärte Anna aufspringend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach nein&comma; jetzt wollen wir lieber etwas anderes spielen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber was denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der eine schlug dies vor&comma; der andere das&comma; ohne Erfolg&comma; bis Tante Toni vorschlug&colon; „Was meint ihr zu einem Pfänderspiel&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&comma; ein Pfänderspiel&comma; und Tante Toni spielt mit&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Kinder&period; Bald war das Spiel&comma; unter Tante Tonis Leitung&comma; im Gang&period; Da gab es wieder viel zu lachen&comma; besonders wenn der Mitspieler&comma; der ein Pfand geben sollte&comma; verlegen in seinen Taschen herumkramte und gar nichts Passendes finden konnte&comma; sondern manchmal recht drollige Sachen zum Vorschein brachte&period; Mariechen zum Beispiel fand in ihrer Tasche nichts als ein Taschentuch&comma; einen Rosenkranz und einen kleinen Spiegel&semi; diesen letzteren reichte sie errötend als Pfand hin&comma; wobei sich Anna laut und anhaltend räusperte&comma; bis Mariechen etwas ärgerlich ausrief&colon; „Gib dich zufrieden&comma; Anna&comma; alle haben's gesehen und bemerkt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Kurt an die Reihe kam&comma; fuhr er in alle seine Taschen&comma; suchte und suchte voll Hast – aber ohne Erfolg&comma; bis er schließlich doch einen kleinen Gegenstand hervorbrachte&comma; und zwar ein Schnurrbartbürstchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; du sorgst zeitig vor&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; lachte Tante Toni&semi; auch die andern lachten&comma; nur Philipp fragte mit dem ernsthaftesten Gesicht der Welt&colon; „Kurt&comma; wann hast du dich denn zum letztenmal rasieren lassen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als dann an ihn selbst die Reihe kam&comma; ein Pfand zu geben&comma; da fand er nichts als Brotkrumen&comma; Obstkerne und einige sonderbar geformte Eisenstückchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aha&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; höhnte Kurt&comma; „das sind wohl die Bestandteile deiner neuesten Erfindung&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly förderte ein Puppenhöschen zutage&comma; welches sie aus Versehen anstatt eines Taschentuches eingesteckt hatte&comma; und Anna überreichte mit einigem Widerstreben einen Kreisel&comma; bei dessen Anblick Paul ausrief&colon; „Der gehört ja überhaupt mir&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; du spielst ja doch nie damit&comma; du hast ihn einfach verloren und ich hab' ihn gefunden&semi; jetzt kannst du ihn mir auch lassen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; so&comma; verloren hab' ich ihn&quest; Ich möcht' nur wissen&comma; wo&semi; wahrscheinlich in meiner Schublade oder in einer meiner Taschen&comma; da gehst du ja doch immer suchen&comma; wenn du etwas finden möchtest&period; Ja&comma; Fräulein Änne&comma; deine Manier&comma; dir allerhand zusammenzufinden&comma; die kenn' ich schon&period; Nächstens komme ich einmal bei dir wiederfinden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O je&comma; Kurt&comma; da wirst du nicht viel kriegen&excl; Du weißt doch&comma; daß die Änne immer gleich wieder alles herschenkt&comma; was sie hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; geh' doch&comma; Rudi&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; wehrte Anna ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; es ist aber so&excl; Neulich hast du mir doch meinen Ball abgebettelt – und am andern Tag spielten die ungezogenen Franks-Kinder damit auf der Straße&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; die sind gar nicht so arg ungezogen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; rief Anna eifrig&semi; „sie sind nur so schrecklich arm&comma; und haben gar nichts zum Spielen&comma; und sie sahen so sehnsüchtig nach dem Ball&comma; als ich vorbeikam&comma; da hab' ich ihn ihnen halt gegeben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na ja&comma; es ist mir ja auch recht&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Rudi&semi; währenddessen flüsterte klein Toni ihrer Schwester Anna ins Ohr&colon; „Du&comma; wenn wir heimkommen&comma; da geb' ich dir eins von meinen Bilderbüchern für die Franks-Kinder&comma; und – ja was denn noch &period;&period;&period;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ein Püppchen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach nein&comma; Änne&comma; die Franks sind so wild und so schmutzig&comma; sie würden zu grob mit dem armen Püppchen umgehen&comma; das täte mir zu leid&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dummes&comma; das Püppchen fühlt's ja nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach ja&comma; ich kann's aber doch nicht sehen&period; Und weißt du&comma; wie ich neulich abends in meinem Bettchen geweint hab' und wie du mich gefragt hast&comma; warum ich weine&comma; wie ich dir's dann aber nicht sagen wollte&comma; da hab' ich nur geweint&comma; weil mir auf einmal eingefallen ist&comma; daß ich mein Gretelchen im Nähzimmer liegengelassen habe&comma; und weil ich nun gedacht habe&comma; das arme Püppchen liegt nun ganz allein und verlassen im dunkeln Nähzimmer&comma; es hat kalt und ist traurig&comma; weil ich es nicht ins Bettchen gelegt und ihm nicht ‚Gute Nacht&OpenCurlyQuote; gesagt hab'&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Inzwischen hatten die andern weitergespielt&comma; und Toni sah ganz verdutzt aus&comma; als Otto sie anrief&colon; „Holla&comma; Toni&comma; du hast nicht aufgepaßt&comma; schnell ein Pfand her&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; –<&sol;p>&NewLine;<p>Nicht minder groß war das Vergnügen der Kinder beim Auslösen der Pfänder&semi; besonders Anna zeichnete sich wieder aus durch ihre tollen Einfälle&comma; als sie&comma; um ihren Kreisel wieder zu erhalten&comma; einen Blick in die Zukunft tun mußte&period; Man verband ihr die Augen&comma; und so oft Tante Toni fragte&comma; was sie diesem und jenem prophezeie&comma; und dabei einen der Mitspielenden bezeichnete&comma; mußte sie irgend etwas sagen&comma; natürlich ohne selbst zu wissen&comma; wem es galt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich glaube&comma; du hast gespitzt&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; klagte Mariechen&comma; als sie prophezeit bekam&comma; daß sie mal Generaloberin aller bestehenden und nichtbestehenden Orden und Klöster werden sollte&period; Als Anna dann aber den Philipp zu einer Urgroßmutter machte und Lilly zum Erzbischof ernannte&comma; da glaubte man ihr&comma; daß sie nicht hinter dem Tuch hervorgeschaut hatte&period; Otto ärgerte sich wieder sehr&comma; als ihm verkündet wurde&comma; er müsse einmal als Orgeldreher die Welt durchwandern&semi; als aber Tante Toni das Amt eines Kasperltheaterdirektors und Paul das Los einer emanzipierten alten Jungfer in Aussicht gestellt wurde&comma; da stimmte er doch in die Heiterkeit der übrigen ein&period; Zuletzt deutete die Tante auf klein Toni&comma; und als Anna verkündete&colon; „Das wird einmal eine entsetzlich böse Schwiegermutter&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; da machte die Kleine ein ganz trübseliges Gesichtchen und sagte&colon; „Aber nein&comma; das möchte ich nicht werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Während alle lachten&comma; riß Anna sich das Tuch vom Gesicht und rief aus&colon; „So&comma; du bist also auch nicht zufrieden mit meinen Prophezeiungen&quest; Was hätte ich dir denn sagen sollen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich möchte gern ein Engelchen werden&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte klein Toni errötend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Oh – oh&comma; hört doch&excl; Die Toni will ein Engelchen werden – wie bescheiden&excl; Nein&comma; so etwas&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Kinder lachend&period; Otto schrie dazwischen&colon; „Doch wohl ein Engelchen mit einem B davor&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und nun tönte es von allen Seiten und in allen Tonarten&colon; „Engelchen&comma; Bengelchen&excl; Engelchen&comma; Bengelchen – Zornebengelchen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber klein Toni wurde nicht zornig&comma; – nein&comma; sie wurde wohl abwechselnd rot und blaß&comma; und sie zitterte vor Anstrengung&comma; den aufsteigenden Zorn zu bemeistern&period; Sich fest an die Tante schmiegend flüsterte sie&colon; „Ich will nicht zornig werden&comma; – nein&comma; ich will nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Recht so&comma; mein Herzchen&comma; meine tapfere&comma; kleine Freundin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; ermutigte die Tante&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen hatte sich inzwischen bemüht&comma; die übermütige Bande zum Schweigen zu bringen&comma; und das Spiel nahm nun seinen Fortgang&comma; bis Tante Toni das Zeichen zum Aufbruch gab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber es sind noch zwei Pfänder auszulösen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Otto aus&comma; allein die Tante bestimmte&comma; dieselben müßten einfach zurückgegeben werden&comma; und sie fügte hinzu&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; Kinder&comma; nun geht es in wohlgeordnetem Zug heimwärts&comma; und es wird dabei gesungen und im Schritt marschiert&comma; damit wir rascher vom Fleck kommen&semi; denn es ist schon etwas spät geworden&period; Also&comma; Anna und Rudi&comma; ihr führt den Zug an&comma; die Zwillinge nehmen den Philipp in ihre Mitte&comma; dann folgen Mariechen und Toni&comma; und Otto und Lilly bilden mit mir die Nachhut&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann stimmte die Tante an&colon; „Wer will unter die Soldaten&comma; der muß haben ein Gewehr&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; und der Zug setzte sich in Bewegung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Tante Toni blieb mit Otto und Lilly ein wenig zurück&comma; und als die andern außer Hörweite waren&comma; sagte sie&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; meine lieben Kinder&comma; erklärt mir doch einmal&comma; was habt ihr denn mit der alten Babett gehabt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die beiden Kinder schwiegen und ließen die Köpfe hängen&period; Die Tante fuhr fort&colon; „Ich hätte ja Babett selbst fragen können&comma; aber ich wollte es lieber von euch hören&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich entschloß sich Otto zu reden&comma; und er sagte wegwerfend&colon; „Ach&comma; Tante&comma; es ist ja gar nichts so Besonderes&comma; und es ist eigentlich gar nicht der Rede wert&period; Die Babett ist halt so alt und so häßlich&comma; und sie wird oft ‚die alte Hex&OpenCurlyQuote; genannt&comma; und wir&comma; die Anna&comma; die Lilly und ich&comma; sind einmal dazugekommen&comma; wie ein paar Kinder auf der Straße ihr nachgerufen haben&colon; ‚Alte Hex&comma; böse&comma; alte Hex&excl;&OpenCurlyQuote; Nun&comma; und da haben wir halt ein bißchen mitgeschrien – das ist alles&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Otto&comma; wie du das sagst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; das ist doch nicht so schlimm und nicht der Mühe wert&comma; so viel Aufhebens davon zu machen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es tut mir leid&comma; Otto&comma; daß du die Sache so leicht nimmst&comma; besonders da du doch vorhin gesehen hast&comma; wie nahe es der guten Alten gegangen ist&period; Von eurer frühesten Kindheit an habt ihr gelernt&comma; daß man das Alter ehren soll&period; Ist nun aber&comma; wie hier bei Babett&comma; das Alter von Gebrechen und Armut begleitet&comma; so ist es doppelt ehrwürdig&period; Warum habt ihr nicht wenigstens vorhin der Alten ein gutes Wort gesagt wie Anna&quest; Ihr habt doch gesehen&comma; welche Freude ihr das gemacht hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber&comma; Tante&comma; das ist doch unmöglich&excl; Die Anna hat ja gar kein Ehrgefühl&comma; daß sie so eine alte Bettlerin um Verzeihung bittet&semi; wir können uns doch nicht so erniedrigen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du scheinst mir von Ehrgefühl und Erniedrigung einen sonderbaren Begriff zu haben&comma; mein Junge&period; Damals&comma; als ihr mit den Gassenkindern die Alte verhöhntet&comma; da habt ihr euch erniedrigt&comma; da habt ihr kein Ehrgefühl gehabt&period; Anna dagegen hat vorhin Mut und Hochherzigkeit gezeigt&comma; und ich versichere euch&comma; sie ist seitdem in meiner Achtung sehr gestiegen&period; Ich hielt sie bisher nur für einen lustigen kleinen Taugenichts&comma; jetzt weiß ich aber&comma; daß sie Charakter hat&comma; daß sie ein offenes&comma; mutiges und gutes Kind ist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Otto und Lilly sahen sehr erstaunt und etwas beschämt drein&period; Endlich fragte Lilly leise&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tante Toni&comma; hast du uns jetzt nicht mehr lieb&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß hab' ich euch noch lieb&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief die Tante warm&comma; und sie zog die beiden Kinder näher zu sich heran&period; „Gerade weil ich euch so lieb habe&comma; tut es mir weh&comma; wenn ihr nicht seid&comma; wie ihr sein solltet&semi; gerade weil ich euch so lieb habe&comma; möchte ich&comma; daß ihr gute&comma; brave&comma; eures Vaters würdige Kinder werdet&excl; Ihr habt ja beide euern Vater sehr lieb&comma; nicht wahr&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; und wie lieb&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Kinder riefen es aus mit leuchtenden Augen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und wenn er bei euch ist&comma; dann nehmt ihr euch zusammen&comma; dann könnt ihr musterhaft brav sein&period; Glaubt ihr nicht&comma; daß es ihn sehr kränken würde&comma; wenn er jemals erführe&comma; daß ihr ganz anders seid&comma; sobald er nicht dabei ist&quest; Daß er es bisher noch nicht erfahren hat&comma; das verdankt ihr nur der Güte und Nachsicht eurer Tanten&comma; der Großmut eurer Vettern und Cousinen&semi; aber immer kann es ihm nicht verborgen bleiben&period; Glaubt mir das nur&comma; Kinder&comma; früher oder später wird er einmal klar sehen&comma; und es wird ihm furchtbar hart sein&comma; wenn er erfahren muß&comma; daß ihr nicht die offenen&comma; wahren&comma; gutherzigen und edelmütigen Kinder seid&comma; für die er euch hält&period; Davor möchte ich ihn und euch bewahren&period; Übrigens&comma; lieber Otto&comma; du wirst ja nun bald zur ersten heiligen Kommunion gehen&semi; ich hoffe&comma; du nimmst es recht ernst mit deiner Vorbereitung&comma; und wenn du willst&comma; dann darfst du&comma; so oft du Zeit hast&comma; zu mir kommen&period; Ich möchte dir so gerne helfen&comma; dich auf diesen großen Tag vorzubereiten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Tante&comma; das wäre mir freilich recht&comma; sehr recht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun gut&excl; Und jetzt wollen wir uns ein bißchen eilen&comma; um die andern einzuholen&period; Tonichen scheint müde zu sein&comma; sie läßt sich arg von Mariechen ziehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die andern waren bald eingeholt&period; Die ermüdete kleine Toni wurde erst von der Tante und Mariechen&comma; dann von Kurt und Philipp „Hockehockestühlchen&OpenCurlyDoubleQuote; getragen&comma; bis sie ein bißchen ausgeruht war&comma; und so kam man bald wieder in die Nähe der Klosterruine&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir wollen den See entlang gehen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; rief Rudi&comma; „es sind eine Menge kleine Entchen drin und auch zwei junge Schwänchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er lief voraus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gib acht&comma; Rudi&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; rief ihm Mariechen nach&comma; „der große Schwan ist vielleicht draußen&semi; er ist immer sehr wild&comma; wenn junge Schwänchen dasind&comma; und er ist überhaupt in der letzten Zeit sehr bös&comma; weil einige Buben ihn necken und mit Steinen werfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich werd' mich doch nicht vor einem Schwan fürchten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Rudi gekränkt&comma; und er lief weiter&comma; gerade auf den See zu&period; Tante Toni wollte ihn eben besorgt zurückrufen&comma; da kam er auch schon mit großem Zetergeschrei gelaufen&comma; der Schwan&comma; wild mit den Flügeln schlagend&comma; hinter ihm drein&period; Es war ein großer&comma; starker Schwan&comma; und er sah so bösartig aus&comma; daß alle Kinder heftig erschraken&period; Auch Tante Toni erschrak&comma; aber sie faßte ihren Sonnenschirm&comma; und beherzt auf das erboste Tier zugehend&comma; hielt sie ihm denselben entgegen und machte ihn plötzlich mit einem Ruck auf&period; Der Schwan stutzte&comma; machte kehrt und beeilte sich&comma; wieder in sein Element&comma; ins Wasser&comma; zu kommen&period; Die Kinder hatten rasch die ausgestandene Angst vergessen&comma; und sie brachen nun in ein herzliches Gelächter über diesen raschen und drolligen Rückzug des Schwans aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es sah zu komisch aus&comma; Tante&comma; wie du den Schirm dem Schwan grad ins Gesicht aufgemacht hast&semi; so etwas war ihm noch nie passiert&comma; das konnte man ihm ansehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Anna lachte&comma; daß ihr die Tränen über die Backen liefen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und Mut hast du&comma; Tante Toni&comma; das muß ich sagen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; gestand Paul bewundernd&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und schlau hast du's gemacht&period; Mir wäre das mit dem Schirm nicht eingefallen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; pflichtete Kurt bei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur Rudi sagte nichts&comma; er schlich etwas beschämt hinter den andern her&semi; aber am Abend nach der Heimkehr&comma; da küßte er der Tante zärtlich die Hand&period; Und als Anna ihm nachrief&colon; „Gute Nacht&comma; Schwanenritter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; da wurde er sehr rot&comma; aber er sagte nichts&period;<&sol;p>

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